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08. Jul. 2020
Autor(in): Master School Drehbuch

DR. RÜDIGER HILLMER

Rüdiger Hillmer studierte Theaterwissenschaft und Romanistik in Berlin und Paris. Seit 1995 arbeitet er als Dramaturg, Lektor und Übersetzer. In den letzten Jahren wurde der Kinderfilm mit der Beratung von Projekten wie AUF AUGENHÖHE und INVISIBLE SUE zu einem Schwerpunkt seiner Arbeit. Als Gründungsmitglied und ehemaliger Vorsitzender des Verbandes für Film- und Fernsehdramaturgie VeDRA setzt er sich für eine hochwertige Stoffentwicklung mit frühzeitiger dramaturgischer Beratung ein. Rüdiger Hillmer lebt in Detmold in Nordrhein-Westfalen.

Schon während Deiner Promotion 1999 hast Du auch als Dramaturg gearbeitet. War Dramaturg für Dich als Theaterwissenschaftler ein Traumberuf?

Wie auch fiktionale Geschichten sind biographische Rückblicke ja häufig Konstruktionen, die Sinn stiften sollen. Aber ich kann mich nicht erinnern, jemals davon geträumt zu haben, als Film- und Fernsehdramaturg zu arbeiten. Irgendwann unterwegs wurde genau das allerdings mein Traumberuf. Und er ist es immer noch.

Du bist seit vielen Jahren auch in der Lehre aktiv. Auf welche Haltung legst Du als Drehbuch-Dozent besonderen Wert?

Zentral erscheint mir die Wertschätzung denjenigen gegenüber, die sich auf den Weg begeben, auf dem ich sie ein kleines Stück begleite. Und die Wertschätzung gegenüber ihren Ideen und Stoffen.

Welche zentrale Voraussetzung lässt einen Stoffentwicklungprozess gelingen?

Zuhören zu können.

Was hat sich in den letzten Jahren in Bezug auf das Drehbuchschreiben verändert?

Mein Eindruck ist, dass es mehr Autor*innen gibt, die sich gern mit den handwerklichen Aspekten des Schreibens beschäftigen, also auch mit dem, was wir Dramaturgie nennen. Auch die Offenheit gegenüber dramaturgischer Begleitung bei der Stoffentwicklung hat meines Erachtens erfreulicherweise zugenommen.

Seit 2009 leitest Du die Online Kurse an der Master School Drehbuch. Was ist das Besondere am Online-Unterricht?

Die Online-Kurse ermöglichen es mehr Teilnehmer*innen, sich damit auseinanderzusetzen, ob das Drehbuchschreiben etwas für sie ist. Egal ob man in einer Großstadt wohnt, in der vielbeschworenen Provinz (wie ich selbst auch) oder in "Übersee", wie es früher so schön hieß. Und die Kurse sind weitestgehend zeitunabhängig. Du kannst also dein Pensum sehr gut deiner persönlichen Situation anpassen, wann du gerade Freiraum hast, um dich mit deinem Stoff oder den Übungen zu beschäftigen. Nicht zuletzt spielt Corona keine große Rolle.

Hast Du einen ultimativen Tipp für unsere Absolvent/innen zum Weiterkommnen in der Branche?

Ich bin nicht der ultimative Typ. Ich denke, es ist gut zu wissen, warum dir selbst dieser Weg wichtig ist

 

DR. EMILY REIMER

Emily Reimer ist Doktorin der Rechtswissenschaft. Seitdem sie 2017 am Online-Programm der Master School Drehbuch teilgenommen hat, arbeitet sie als freie Autorin. Sie veröffentlichte mehrere Romane, so DER WILLE ZUR MACHT (2018, Pseudonym: van der Linden). 2019 gewann ihr Serienkonzept TRÜMMER die Stoffbörse Tatort Eifel; sie entwickelt es zurzeit für Dor Film mit Förderung der FFHSH weiter. Weitere Projekte mit H&V Entertainment und Constantin Film sind in Arbeit. Emily Reimer lebt in Halstenbek in Schleswig Holstein.

Wie bist Du als Juristin auf die Idee gekommen, Drehbuchautorin zu werden?

Die Vorstellung, als freiberufliche Autorin arbeiten zu können, kam mir sehr unrealistisch vor. Deshalb habe ich Jura studiert. Das fiktionale, kreative Schreiben lief immer nebenbei als Hobby mit. Bei Film und Fernsehen hat mich dann irgendwann die Struktur dahinter interessiert. Wie funktioniert das? Wie ist so ein Drehbuch aufgebaut? Ich war einfach neugierig.

Inwiefern haben Dir die Online-Kurse der Master School Drehbuch beim Start als Autorin geholfen?

Die Kurse waren sehr klar und strukturiert aufgebaut. Die Materialien habe ich immer noch griffbereit bei meinem Schreibtisch liegen, um schnell und fundiert etwas nachlesen zu können. Rüdiger Hillmer hat einfach immer die richtigen Fragen gestellt, die passenden Denkanstöße gegeben und mit seinem sezierenden Blick alles aufgedeckt, über das ich hinweg schummeln wollte. Meinen Stoff konnte ich so auf die nächste Stufe bringen. Den "lebensverändernden" Tipp habe ich dann 2017 in einem Workshop in Berlin vor Ort in der Master School bekommen. Die Dozentin riet uns, es unbedingt bei Tatort Eifel zu versuchen. Das hat dann alles verändert.

Wovon warst Du in der Film- und TV-Branche überrascht?

Ich wollte mich auf Veranstaltungen immer nur nett unterhalten und war dann überrascht, dass auch an der Bar um 3 Uhr nachts ein Pitch erwartet wird. Seit ich das weiß, rede ich nicht erst eine Stunde über etwas anderes, sondern stelle schneller meine Ideen vor und danach redet man dann über Gott und die Welt.

Du arbeitest auch in Writers’ Rooms. Welche zentrale Voraussetzung lässt einen Writers’ Room gelingen?

Übergroße Egos und Machtspielchen von allen Beteiligten sind ein Garant dafür, dass ein Writers' Room nicht gelingt. Aktuell bin ich in einem Autorinnenkollektiv, wir entwickeln ohne Headautorin und schreiben gemeinsam, das ist manchmal anstrengend, weil Entscheidungsprozesse länger dauern, aber es lohnt sich, weil eben auch völlig frei alle Ideen vorgebracht und diskutiert werden können.

Was macht Dir an Deiner Arbeit am meisten Freude?

Das ist schwierig zu sagen, denn der Berufswechsel war eine große Herzensentscheidung und mir macht beinahe alles große Freude. Ich glaube, das Hin- und Herwerfen von Ideen mit anderen ganz am Anfang ist am besten. Es gibt noch keine Scheren im Kopf, alles ist erlaubt, man denkt groß, man träumt und ist ein wenig irre.

Was würdest Du Neu- und Quereinsteigern für den Einstieg in die Branche raten?

Plaudern, plaudern, plaudern und viel Interesse am Gegenüber mitbringen. Möglichst keine Party und keine Veranstaltung auslassen und rasch in den Drehbuchverband eintreten, denn die fördern den Nachwuchs sehr gut. Und dann halte ich mich an das, was Dorothee Schön mal gesagt hat: Wenn du mal eine Durststrecke hast, lass es niemanden wissen.

 

 



Quelle: http://www.masterschool.de/unternehmen/interviews/2020-07-08/dozentinnen-und-absolventinnen-stellen-sich-vor
 
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