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14. Apr. 2021
Autor(in): Master School Drehbuch

BIRGIT OEHMCKE

Birgit Oehmcke arbeitete viele Jahre als Redakteurin und PR-Fachfrau für TV-Sender, ehe sie sich 2009 als Kommunikationstrainerin und Business-Coach selbständig machte. An der Master School Drehbuch coacht sie schon seit zwölf Jahren Absolvent/innen für ihren persönlichen Auftritt beim Pitching. Mit den Teilnehmenden der Weiterbildung zum/r Dramaturg/in & Lektor/in führt sie ein kamerabasiertes Kommunikationstraining durch. Birgit Oehmcke wohnt seit über 20 Jahren in Kreuzberg, träumt aber im Sommer von einem kleinen Haus im Havelland.

Du hast als Redakteurin in der TV-Branche angefangen. Warum hast Du damit aufgehört und bist Trainerin und Coach geworden?

Ich habe fast 20 Jahre lang in verschiedenen Funktionen beim Fernsehen gearbeitet und finde das Medium noch immer faszinierend. Vor allem die Zeit als PR-Koordinatorin in der Fiction-Abteilung von Sat.1 war unglaublich spannend und hat meine Begeisterung für das filmische Erzählen geweckt. Aber neben der Kommunikation im Sinne von Vermarktung hat mich auch immer schon die Psychologie sehr interessiert. Nachdem Sat.1 seinen Sitz 2009 nach München verlegt hat, ergab sich für mich die Chance beides zu kombinieren. Ich habe eine Ausbildung zum Coach und Kommunikationstrainer gemacht und biete seitdem Seminare zu verschiedenen Schwerpunkten an – wie Selbst-PR und Frauen in Führung.

Nach wie vor triffst und unterrichtest Du viele Menschen aus der Film- und TV-Welt. Was sich in den letzten zehn Jahren verändert?

Nach meiner Beobachtung sind die Absolventen von Weiterbildungen, wie die Master School sie anbietet, professioneller und zielstrebiger geworden. Was früher von manchen Leuten als „Hobby“ nebenbei betrieben wurde, wird heute mit mehr Know-how und Ernsthaftigkeit geplant. Viele Teilnehmer bringen schon Erfahrungen aus anderen Bereichen der Filmwelt mit und wollen ihr berufliches Spektrum erweitern. Das hebt insgesamt das Niveau und passt zur generellen Professionalisierung des globalen Marktes durch Netflix und Co.

Du unterrichtest auch das Thema „Workshop-Moderation“. Was macht in Deinen Augen einen guten Workshop aus?

Ein guter Workshop lebt vom lebendigen und ehrlichen Austausch unter den Teilnehmenden. Offenheit und Vertrauen sind für mich ganz zentrale Elemente, ohne die kein nachhaltiges Ergebnis erzielt werden kann. Daher baue ich immer gerne Feedback-Runden in den Ablauf mit ein, um Spannungen auf der zwischenmenschlichen Ebene anzusprechen und möglichst auszuräumen. Erst wenn die Luft geklärt ist, kann mit Freude und Kreativität gearbeitet werden. Humor hilft dabei ungemein! 

Gibt es einen Leitsatz oder ein besondere persönliche Haltung, die Dir bei Deiner Arbeit wichtig ist?

Meine Haltung ist immer geprägt von Offenheit, Neugier auf die Menschen und Wertschätzung. Die Klienten und Teilnehmenden sollen sich in erster Linie wohl fühlen und Spaß haben an dem was sie tun. Stress und Druck, gerade beim Pitchen, versuche ich so gut wie möglich zu vermeiden – den machen wir uns ja leider meistens selbst.

Was müssen Newcomer nach Deiner Erfahrung vor allem beachten, um weiterzukommen?

Ich denke, dass Flexibilität im Denken und Handeln eine ganz entscheidende Eigenschaft für die Zukunft sein wird. Mit Krisen umzugehen lernen wir ja dank der Pandemie gerade kollektiv – das gilt für jeden einzelnen, ob Newcomer oder alter Hase. Resilienz ist hier das große Zauberwort, mit allen Rückschlägen konstruktiv und gelassen umgehen zu können. Das sollten meiner Meinung nach schon die Kinder in der Schule lernen!

Was wünschst Du Dir für Deine berufliche Zukunft?

Ich wünsche mir weiterhin die Möglichkeit zu haben, spannende Projekte umzusetzen und mit netten Menschen arbeiten zu können. Hauptsache keine Langeweile!

 

JULIA PETERS

Julia Peters arbeitet seit 1998 im Filmbereich, seit 2006 vielfach als Regisseurin für langlaufende Serien und das Kinderfernsehen. 2012 gründete sie mit Ed Ehrenberg und Guillermo Ruotolo ihre eigene Firma Monoloco Films. Mit ihren Kurzfilmen WEISS und PFLEGESTUFE, genau wie mit dem 90minütigen Kriegsdrama HÖRE DIE STILLE war sie auf vielen Festivals und gewann zahlreiche Preise. 2013 besuchte sie die Ausbildung zum/r Autor/in für Film & TV an der Master School Drehbuch.

Du arbeitest seit vielen Jahren als Regisseurin auch im Seriengeschäft. Was schätzt Du an langlaufenden Serien?

Ich habe als Regisseurin die Möglichkeit, die Schauspieler gut kennenzulernen, wenn ein Projekt über mehrere Jahre läuft. Ich erfahre immer mehr über die Persönlichkeiten der Schauspieler, ihre Stärken, ihre Wünsche und ihre Ängste. Und über ihr Verständnis der eigenen Rolle. Das gegenseitige Vertrauen hilft uns dann dabei, ehrlicher und mutiger zu sein und tiefer in die jeweilige Figur einzudringen. Gegenseitiges Vertrauen ist für mich das Wichtigste, gerade wenn man die Entwicklung einer Figur über mehrere Jahre begleitet.

Woran arbeitest Du gerade – als Regisseurin, als Produzentin und vielleicht auch als Autorin?

Ich bereite gerade den dritten Block in Folge bei den "Roten Rosen" vor. Danach geht es für mich nach Berchtesgaden. Dort drehe ich den Sommer über "Watzmann ermittelt". Dann geht es weiter nach Erfurt, um dort den letzten Block der Staffel bei "Schloss Einstein" zu drehen. Für die eigenen Projekte bleibt da wenig Zeit. Außerdem habe ich eine zweieinhalbjährige Tochter, mit der ich soviel Zeit wie möglich verbringen möchte.

Welche Schwierigkeiten gibt es dabei aufgrund der Corona-Pandemie?

Unter Coronabedingungen zu drehen ist eine große Herausforderung. Fakt ist, dass die Schauspieler den Mindestabstand von 1,50m nicht unterschreiten dürfen. Das erfordert eine genaue Planung. Außerdem wünschen sich die Produktionen, dass der Abstand im Schnitt nicht auffällt. Ich persönlich finde es schade, dass wir die Pandemie nicht mitspielen lassen wie z.B. die Serie THIS IS US. Ich glaube, dass sich das Publikum zu Hause dann nicht ganz so alleingelassen fühlt. Das Fernsehen kann hier eine Vorbildfunktion haben und zeigen, dass man sich auch mit physischem Abstand nah sein kann, und dass wir alle in demselben Boot sitzen und uns gegenseitig Kraft geben können.

Wenn Du als Regisseurin tätig bist, wie viel Dramaturgie steckt in Deiner Arbeit?

Wenn ich ein Drehbuch bekomme, dann analysiere ich es nach dramaturgischen Gesichtspunkten. Insgesamt, jeden Strang und jede einzelne Szene. Bei der Buchbesprechung diskutiere ich dann meine Fragen und meine Änderungswünsche mit den Autoren. Wenn ich dann am Set inszeniere, dann lege ich mein Augenmerk auf das, was zwischen den Zeilen gesagt wird. Haltungen und Momente sind hier wichtiger als der Dialog. Und vor allem das Timing und der Rhythmus. Ich versuche nur zu spüren, ob die Szene die richtige Emotion transportiert oder nicht.  

Was hat Dir die Ausbildung an der Master School Drehbuch gebracht?

Die Ausbildung hat mir sehr geholfen hinter die Illusion zu schauen und die Regeln zu begreifen. Sie hat mir das richtige Werkzeug an die Hand gegeben, um beim Zuschauer die Emotionen zu erzeugen, die in den Szenen stecken. Die Ausbildung hilft mir auch in der Kommunikation mit den Autoren und mit den Schauspielern, denn ich bin klarer und sicherer. Es gibt zwei Leitsätze aus der Ausbildung, die ich mir immer wieder sage. "Man kann nicht alles auf einmal erzählen, jede Emotion folgt auf die andere und braucht Zeit" und "Wenn du die dramaturgischen Regeln brechen willst, dann brauchst du einen verdammt guten Grund".

Was wünschst Du Dir für Deine berufliche Zukunft?

Zuerst einmal wünsche ich mir, dass wir diese Pandemie überstehen. Ich glaube, dass wir noch sehr vorsichtig und geduldig sein müssen. Dann wünsche ich mir natürlich, Projekte zu inszenieren, die eine eigene Identität haben, die genau wissen, was sie sind. Das muss nichts Großes oder Highbudgetiertes sein. Ich meine Projekte, die eigen sind und auf den Punkt genau erzählen.

 



Quelle: http://www.masterschool.de/unternehmen/interviews/2021-04-14/dozentinnen-und-absolventinnen-stellen-sich-vor
 
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