Dozent/innen und Absolvent/innen stellen sich vor

Autor(in): 
Master School Drehbuch

THOMAS SCHRADER

Thomas Schrader war ursprünglich Journalist und Radiomacher (so Gründer eines Radiosenders in Riga/Lettland). Durch einen neunmonatigen Kurs entdeckte er seine Liebe zum Drehbuch und Film und schrieb mehrere Drehbücher.
2007 gründete er die TV-Akademie, die sich 2009 mit der Master School Drehbuch zusammenschloss und schließlich in ihr aufging. Gemeinsam mit Eva-Maria Fahmüller verantwortet er seit mehr als 10 Jahren die Vollzeit-Lehrgänge an der MSD.
Als Dozent hat er sich auf TV-Serien spezialisiert und leitete mehrere Writers’ Rooms. Thomas Schrader ist außerdem ausgebildeter Mediator.

Du verantwortest seit vielen Jahren Aus- und Weiterbildungsprogramme Was zeichnet einen guten Drehbuchkurs aus und wie kann er gelingen?

Für mich war das seit jeher die Verbindung aus der Vermittlung des theoretischen Rüstzeugs, der Dramaturgie in all ihren Facetten, mit dem Wissen, wie die Film- und Fernsehbranche funktioniert. Fehlt ein Element braucht man länger, um Fuß zu fassen. Des Weiteren sollte ein guter Drehbuchkurs immer Denkanstöße geben und zu Diskussionen anregen. Es geht weniger um das schematische „Abarbeiten“ von Struktur- oder Dramaturgiemodellen. Da wird jeder mit der Zeit seinen Favoriten finden, mit dem er arbeitet.

Was bedeutet die Mediatoren-Ausbildung für Deine Arbeit als Dozent und in der Stoffentwicklung?

Bei der Mediatorentätigkeit geht es um Konfliktlösung. Dazu muss man wissen, wie Konflikte entstehen, warum viele Konflikte eskalieren und wie man sie letztendlich entschärfen und lösen kann. Dieses Wissen ist immer hilfreich, wenn Menschen in Gruppen zusammenkommen, z.B. in einem Drehbuchkurs. Auf Autorenseite würde ich allen raten sich mit dem Wesen von Konflikten und Eskalationsstufen zu beschäftigen. Dann hat man im 2. Akt eines Filmes, in dem es immer um Kampf, Konfrontation und Widerstände geht, genügend Möglichkeiten des wendungsreichen Erzählens. Der ROSENKRIEG mit Kathleen Turner und Michael Douglas ist ein Paradebeispiel dafür, wie sich Konflikte hochschaukeln, eskalieren und es am Ende nur Verlierer gibt.

Gibt es eine erste Frage, mit der Du an einen Filmstoff oder ein Serienkonzept herantrittst?  

Eine Frage, die meiner Meinung nach zu wenig im Mittelpunkt steht, ist: „Warum sollte sich der Zuschauer*in diesen Film oder diese Serie ansehen?“ Die Antwort darauf kann vielfältig, sollte aber immer nachvollziehbar sein.

Du befasst Dich seit vielen Jahren mit Serien. Was hat sich in den letzten Jahren in Bezug auf das Serienschreiben verändert?

Eine ganze Menge. Früher wurden Serien eher als leichte Koste belächelt und abgetan. Manche/r Drehbuchautor*in schrieb dafür nur unter Pseudonym. Heute gibt es bei dem, was in Serien verhandelt wird, kaum noch Grenzen. Ein Übermaß an Geschichten unterschiedlichster Genres strömt auf das Publikum ein. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie komplex Storytelling für Serien ist und welche kreative Hochleistung gute Serienmacher und -schreiber leisten. Eine Tätigkeit, die oft unterschätzt wird.

Was müssen Newcomer nach Deiner Erfahrung vor allem beachten, um weiterzukommen?

Den Beruf des/r Drehbuchautor*in in seiner Gesamtheit erfassen. Dazu gehört eben nicht nur der kreative Part des Schreibens, sondern das Verkaufen, Präsentieren, Netzwerken, Kommunizieren und Arbeiten in einem Team. Das verlangt dem/r Drehbuchautor*in viele unterschiedliche Fähigkeiten ab. Um weiterzukommen darf man sich nicht auf ein Projekt versteifen. Man sagt, von zehn Projekten wird eines realisiert. Also immer viele Stoffe in verschiedenen Stufen in der Schublade oder im Kopf haben. Dann klappt das auch. Das zeigen die Erfolge von Absolvent*innen der Master School Drehbuch der vergangenen Jahre.

Du kommst ursprünglich vom Radio. Was unterscheidet die Hörfunk- von der Film- und TV-Branche? Und was aus Deiner Radiozeit vermisst Du manchmal?

Das lässt sich schwer miteinander vergleichen. Radio war vor dem Aufkommen des Fernsehens das Medium wo Geschichten für die Ohren erzählt wurden. Noch in den siebziger und achtziger Jahren spielten Hörspiele eine große Rolle, verschwanden dann nahezu und jetzt gibt es wieder eine große Renaissance bei den Audioformaten, sei es der Podcast, Hörbücher oder Hörspiele.

 

DORIS EGGER

Doris Egger arbeitete lange als Paarmediatorin in Wien und schrieb nebenberuflich für die Bühne, bis sie 2016 das Drehbuchschreiben für sich entdeckte. An der Master School Drehbuch besuchte sie mit der Ausbildung zum/r Autor/in für Film & TV und der Weiterbildung zum/r Dramaturg/in und Lektor/in gleich zwei Vollzeit-Lehrgänge in Folge.
Zurzeit ist sie Mitglied eines Writers’ Rooms, arbeitet an mehreren Film- und Serienprojekten und berät einen Stop-Motion-Film für Kinder.  

Wann und wie hast Du Deine Liebe zum Film und insbesondere zur Drehbucharbeit entdeckt?

Zunächst war eigentlich die Liebe zur Bühne und insbesondere zum Kabarett da. Bis ich 2015 anfing, Filmszenen zu träumen. Mit Kameraeinstellung, Hintergrundmusik und allem “Zipp und Zapp”. Einmal dachte ich im Traum sogar: “Das müssen wir nachher aber rausschneiden.” So entstand in mir der Wunsch zu lernen, wie man ein Drehbuch schreibt. Dass darin meine berufliche Zukunft liegen würde, hatte ich damals überhaupt nicht auf dem Schirm.

Du hast gleich zwei der großen Lehrgänge an der Master School Drehbuch besucht. Warum war einer nicht genug und was haben Dir die Lehrgänge beim Start in die Drehbucharbeit geholfen?

In der Weiterbildung zur Dramaturgin wollte ich mich noch mehr mit Struktur und Spannungsbögen von Stoffen beschäftigen. Ich liebe Mathematik und Dramaturgie ist für mich die zauberhafte Mathematik eines Stoffes. Schon in der Ausbildung zur Autorin habe ich gemerkt, dass mir die Arbeit mit anderen AutorInnen an deren Stoffen viel Spaß macht. Und genau dafür wollte ich mir das professionelle Handwerkszeug aneigenen. Ein positiver Nebeneffekt der zweiten Ausbildung: Ich weiß die dramaturgische Arbeit, die andere bei meinen Stoffen leisten, noch mehr zu schätzen.

Wovon warst Du bei Deinem Einstieg in die Branche dann trotzdem überrascht?

Mein Einstieg in die Branche war überraschend einfach und positiv. Das liegt meiner Meinung nach an zwei Faktoren: Sowohl in Österreich als auch in Deutschland habe ich wunderbare, reflektierte und wertschätzende Menschen in Produktionsfirmen kennengelernt. Dafür bin ich sehr dankbar. Und ich habe herausgefunden, dass ich Rewrites liebe. To write is to rewrite. Das klang für mich in der Ausbildung bedrohlich. Tatsächlich aber ist für mich ein Rewrite (und noch einer und noch einer und….) wie ein spannendes Rätsel, das ich lösen muss. Und danach ist der Stoff besser als davor. Naja, meistens. :-)

Was bedeutet Deine Vorerfahrung als Mediatorin für Deine Arbeit in der Stoffentwicklung?

Jahrelang mit Paaren durch ihre Konflikte gegangen zu sein, bringt Vor- und Nachteile. Ich habe wirklich jede Menge Konflikterfahrung und weiß viel über Menschen und ihre Beziehungen. Als Mediatorin ist die Aufgabe ja, mit viel Empathie Konflikte zu analysieren und gemeinsam mit den Konfliktparteien befriedigende Lösungen zu finden. Dieser Blick hilft mir bei der Stoffentwicklung im Team. In den  Stoffen selbst ist dann aber auch das Gegenteil gefragt: Suche die Konflikte und verschärfe sie. Das ist immer wieder eine Herausforderung für mich. Ich verstehe die Figuren ja so gut und wünsche ihnen die erlösende innere Entwicklung.

Was macht Dir an Deiner Arbeit am meisten Freude?

Neben dem Schreiben an sich liebe ich die Zusammenarbeit mit anderen Autoren am meisten. Ob Writers’ Room oder Co-Writing mit einer zweiten Person – mir macht das irre Spaß. Einerseits potenziert sich dadurch die Kreativität, andererseits finde ich die Herausforderung, klare Strukturen und  Arbeitsabläufe zu schaffen, sehr erfüllend.

Was wünschst Du Dir für Deine berufliche Zukunft?

Ich möchte weiter Film und Serie schreiben und anderen mit meiner dramaturgischen Arbeit bei ihren Projekten helfen. Und das Ganze sehr gerne mit Erfolg. Konkret wünsche ich mir von Herzen, dass das Serienprojekt, das ich erarbeitet habe, vom Sender angenommen wird. Drückt mir also bitte die Daumen.