Dozent:innen und Absolvent:innen stellen sich vor

Autor(in): 
Master School Drehbuch

DR. FRAUKE SCHMICKL

Frauke Schmickl hat in Graz Germanistik und Medienwissenschaften studiert und über das Thema Spannung promoviert (DAS SPIEL MIT DER ANGST). Seit nunmehr 12 Jahren ist sie Stammdozentin an der MSD und unterrichtet in verschiedenen Programmen, so dem Abendkurs  Drehbuch Verstehen und Drehbuch Schreiben.
Als Dramaturgin berät sie u.a. SAT.1 und den Streamingdienst Amazon. Seit 2015 schreibt sie außerdem Comics für das MICKY-MAUS-MAGAZIN und das LUSTIGE TASCHENBUCH. Zuletzt hat sie eine Hörspielserie für Audible verfasst, die sich zur Zeit in Produktion befindet.

Erzähl uns, warum Du Dramaturgin und Autorin geworden bist.

Weil es mich unheimlich fasziniert, dass wir alle, so unterschiedlich wir in vielen Dingen sein mögen, eine Art gemeinsame emotionale Grundlage zu haben scheinen, die durch Geschichten angesprochen wird. Wie eine Saite, die in jedem angeschlagen werden kann, wenn man sie richtig trifft. Als Kind hatte ich Berge von „Märchen aus aller Welt“ und fand es damals sehr überraschend, dass sich letztlich alle, die japanischen ebenso wie die steirischen Märchen, immer um dieselben Dinge drehten: Liebe und Verlust, Erfolg und Scheitern, Werden und Vergehen.

Es gibt nur eine Handvoll von Personen aus Deutschland, die für Disney-Comics schreiben. Wie kam es zu dieser besonderen Zusammenarbeit?

Ich bin mit diesen Geschichten aufgewachsen und ein erklärter Fan. Mir als Autorin für diese Figuren Geschichten ausdenken zu dürfen, war und ist ein absoluter Kindheitstraum von mir. Ich habe mich über Ehapa Deutschland bei Egmont beworben und durfte dann nach langem Hin und Her ein aufwändiges Bewerbungsverfahren durchlaufen, an dessen Ende ich dann endlich Teil des Autorenpools war.

Wie hat sich das Erzählen – nicht nur für Serien – in den letzten Jahren verändert?

Ich habe den Eindruck, dass es, auch durch Aufkommen und Wachstum der Streamingdienste, aktuell ein unheimlich breites Angebot an Erzählstoffen gibt. Für Publikum und AutorInnen ist das natürlich grundsätzlich toll, macht es aber für die einzelne Produktion zunehmend schwierig, überhaupt gefunden zu werden. Der USP ist das neue Gold und es freut mich, dass dabei nicht zwingend das größte Budget gewinnt, sondern auch ein besonderer Erzähleinfall, wie die Perspektivik in The Affair oder der Genremix in Spuk in Hill House, der entscheidende Faktor sein kann.

Gibt es etwas, das in allen Medien gleichermaßen wichtig für einen gelungenen Stoffentwicklungsprozess ist?

Unbedingt. Zwischenmenschlicher Respekt und Fachkenntnis.

Bei Deiner Arbeit als Dozentin an der Master School Drehbuch: Was macht für Dich guten Dramaturgie-Unterricht aus?

Dass er TeilnehmerInnen Erzählmuster und -strukturen nicht als unbedingt einzuhaltende Dogmen präsentiert, sondern erklärt, wieso sie sind, wie sie sind und was sie bewirken können. Dass er spürbar macht, dass Dramaturgie kein künstliches Konstrukt ist, das sich irgendjemand ausgedacht hat, sondern Ausdruck des urmenschlichen Versuchs, das Leben und seine Irrwege besser zu verstehen, indem man es in Geschichten nochmal komprimiert abbildet. So gesehen ermöglicht Dramaturgie(unterricht) im idealsten Idealfall nicht nur ein besseres Verständnis von Geschichten, sondern ein Stück weit auch vom Leben.

Was wünschst Du Dir für Deine berufliche Zukunft? 

Dass ich lange weiter mit netten kreativen Menschen an spannenden Geschichten arbeiten darf.

 

RONALD UNTERBERGER

Ronald Unterberger hat in Wien Architektur studiert und sich schon dabei mit Filmset-Entwürfen befasst. Sein Knowhow als Drehbuchautor, Produzent und Regisseur hat er am filmcollege Wien, aber auch an der MSD in der Ausbildung zur Autor:in für Film & TV und weiteren Institutionen wie der Kaskeline Filmakademie erworben. Nach zahlreichen Kurz- und mittellangen Filmen erschien 2017 mit VERAS MANTEL sein erster Langfilm, der derweil auf Amazon Prime zu sehen ist. Im September 2021 feiert sein zweiter Langfilm Premiere: Wir freuen uns auf DIE GRENZE. 

Erzähl uns, warum Du Filmemacher geworden bist. 

Es waren wohl Yul Brynner als Western-Android und der Wasserball-Exot im Fahrstuhl aus John Carpenters Dark Star, die mir die prägenden Filmerlebnisse bescherten. Die haben mich als Kind dermaßen beeindruckt, dass ich von da an herausfinden wollte, wie Filme gemacht werden. Heute versuch ich nicht weniger als mit meinen Filmen die Welt zu retten. Veras Mantel leitet den Blick subversiv in das Innere unserer narzisstischen Gesellschaft. Und in Die Grenze geht es um das Zerteilen von monopolistischen Machtblöcken.

Du verantwortest Deine Filme von der ersten Idee bis zur Endfertigung und bist gleichzeitig deren Produzent. Wie wichtig ist Dir Unabhängigkeit in diesem Prozess?

In der Filmschule musste man jeden Teil der Herstellungskette selbst verantworten. Auch die Schauspieler und Teamleute sollten einen Grund finden, ohne Gage bei einem Projekt mitzuwirken. Dabei hab ich entdeckt, dass der Weg wie ich zu den Filmsets und den Menschen kam, besser gesagt wie die Sets und die Leute zu der Geschichte finden, einen wichtigen Zusammenhang beinhalten. Ich bin bei jedem Projekt aufs Neue begeistert und eifrig am Entwickeln wie Drehbuch und Prozess sich bedingen.

Beeinflusst Dein Wissen über Architektur Deine Arbeit als Filmemacher? 

Die Antwort hat wohl mit Struktur zu tun, die per Definition ein abstrakter, innerer Aufbau ist. In der Architektur wird man geübt, sich real baubare, dreidimensionale Objekte im Kopf virtuell vorzustellen um sie dann in Konstruktionszeichnungen zu übersetzen. Beim Filmemachen ist es meiner Meinung nach ähnlich. Die dreidimensionalen Räume der Filmhandlung werden in ein Drehbuch übersetzt. Im Mittelpunkt der Darstellung liegt jedoch nicht das Material, sondern der Mensch – und das interessiert mich dann doch viel mehr. 

Inwiefern hilft Dir die Ausbildung an der Master School Drehbuch beim Schreiben von Drehbüchern?

Es war eine kompakte und sehr gute Schulung mit unterschiedlichsten Dozenten und Ansätzen. Ich kann mich noch lebhaft an eine interessante Diskussion mit einem erfolgreichen Tatort-Autor erinnern, über die Anzahl und Länge der Szenen eines Drehbuchs, die ja die Filmhandlung räumlich und in Echtzeitsegmente gliedern. Das wäre plot-driven gedacht. Wären da nicht die Charaktere der Hauptfiguren, die sich mit Fortlaufen der Handlung immer weiter eröffnen und den gesamten Film zu viel mehr machen als zu der Summe der einzelnen Teile. Das ist dann charakter-driven gedacht.

Was planst Du als nächstes? 

Einen Film über das Milgram-Experiment.

Was wünschst Du Dir für Deine berufliche Zukunft?

Eine von mir begeisterte Fernsehredakteurin auf weißem Pferd mit glänzender Rüstung, die mir den Weg bereitet zu behördlich verordneten Filmförderungen.