Oliver Schütte ZUKUNFT SCHREIBEN

Autor(in): 
Master School Drehbuch

OLIVER SCHÜTTE

Warum sollten wir ZUKUNFT SCHREIBEN lesen? ChatGPT funktioniert doch ganz einfach.

Diese Frage berührt den Kern dessen, was mein Buch zu bieten hat. Es stimmt, dass viele von uns vertraut sind mit dem Stellen von Fragen in Suchmaschinen oder dem Formulieren einfacher Prompts. Jedoch liegt die wahre Kunst und Herausforderung im Umgang mit Künstlicher Intelligenz darin, zu verstehen, wie man ihre Fähigkeiten optimal nutzt.

Mein Buch bietet nicht nur eine Anleitung, wie man effektive Prompts erstellt, sondern es geht weit darüber hinaus. Es beleuchtet, wie Autorinnen und Autoren  KI als Werkzeug einsetzen können, um ihre Kreativität zu entfalten und neue Dimensionen in ihrem Schreiben zu erreichen. Dabei werden konkrete Strategien vermittelt, wie man mit Hilfe der KI komplexere Figuren entwickelt, Handlungsstrukturen schafft und sogar Schreibblockaden überwindet. Es geht darum, das Potenzial der KI zu erkennen und zu nutzen, um die Grenzen des eigenen kreativen Ausdrucks zu erweitern und letztendlich die Zukunft des Schreibens aktiv mitzugestalten.

Inwiefern hast Du selbst KI bei der Entwicklung von ZUKUNFT SCHREIBEN eingesetzt?

Natürlich habe ich mit der KI gearbeitet. Mein Buch handelt von modernen Schreibwerkzeugen, da wäre es doch ziemlich seltsam, wenn ich es noch auf meiner alten Brother AX-30 geschrieben hätte. Die KI hat mir enorm bei der Vorbereitung geholfen. Ich habe für das Buch sehr viele Artikel gelesen. Für längere Aufsätze habe ich die KI gebeten mir eine Zusammenfassung zu erstellen, um erst einmal zu erfahren, ob der Inhalt für mich relevant ist. Wenn nein, dann konnte ich darauf verzichten die zwanzig oder dreißig Seiten zu lesen. Insgesamt hat mir die KI bei der Recherche geholfen. Wer Informationen einordnen kann und überprüft ist viel schneller als ohne KI. Dies gilt auch für Romanschriftsteller oder Drehbuchautorinnen, die mithilfe der KI sehr gut und noch einmal ganz anders recherchieren können als mit den klassischen Suchmaschinen. 

Geht durch den Einsatz von KI unsere Kreativität verloren?

Ganz im Gegenteil. Wir können uns auf unsere eigene Kreativität konzentrieren. Ich sehe die Integration von KI in den kreativen Prozess nicht als Bedrohung für unsere Kreativität, sondern eher als eine Erweiterung unserer Werkzeugkiste. Es ist wichtig, KI als ein Instrument zu betrachten, das uns unterstützt, anstatt uns zu ersetzen. Denn KI kann dazu beitragen, neue Perspektiven zu eröffnen und den kreativen Prozess zu bereichern.

Ich habe bei der Arbeit an dem Buch festgestellt, dass KI derzeit nicht die Fähigkeit besitzt, die Tiefe menschlicher Erfahrungen, Emotionen und die Feinheiten menschlicher Interaktionen vollständig zu erfassen oder zu verstehen. Diese Elemente sind entscheidend für das Drehbuchschreiben und bleiben einzigartige menschliche Beiträge, die nicht durch KI ersetzt werden können.

Was wird sich in Bezug auf Stoffentwicklung in den nächsten 10 Jahren verändert haben?

Dieser Bereich des Filmemachens wird schon in fünf Jahren ganz anders aussehen. Die KI wird ein selbstverständliches Tool sein, das die Arbeit an Drehbüchern und Geschichten unterstützt. Wie die meisten von uns mit Schreibprogrammen speziell für Drehbücher arbeiten, wird es in naher Zukunft ein KI-Modell für die Stoffentwicklung geben. Dies wird aber nicht dazu führen, dass wir dort eine Idee eingeben und fünf Minuten später liegt ein perfektes Drehbuch auf dem Tisch. Ganz im Gegenteil, diese KI wird uns bei der Arbeit unterstützen, uns helfen, um schneller und kreativer ans Ziel zu kommen. 

Wie werden sich Filme und Serien durch KI in den nächsten 10 Jahren verändern?

Der Bereich der Stoffentwicklung, der jetzt schon industriell aufgestellt ist, weil zum Beispiel fünf Folgen die Woche produziert werden müssen, wird in Zukunft sehr stark von der KI geprägt sein. Denn hier können die Modelle, die darauf ausgerichtet sind, Muster zu erkennen, ihre Stärken ausspielen.

Auf der anderen Seite werden wir zunehmend Hunger nach originellen und menschlichen Geschichten haben. Und wenn die KI richtig eingesetzt wird, kann sie sogar zu einer größeren Vielfalt beitragen. Denn durch die KI ist es möglich, ungewöhnliche Erzählansätze auszuprobieren und ihre Sinnhaftigkeit zu überprüfen. Die Integration von KI in das Geschichtenerzählen könnte auch zu experimentellen und nichtlinearen Erzählformen führen. KI kann dabei helfen, viel leichter Geschichten zu erstellen, die in verschiedenen Zeitlinien, Perspektiven und sogar Genres springen, was zu innovativen und unkonventionellen Erzählstrukturen führen kann.

Wenn KI uns so viel Arbeit abnehmen wird: Wie wirkt sich das auf den Arbeitsmarkt für Drehbuchautor:innen aus?

Der wird sich verändern. Nicht nur durch KI, sondern auch durch andere Faktoren. Es wird vor allen einen Wandel geben in den Formaten, von denen ich schon gesprochen habe, die eher auf der Wiederholung von Mustern beruhen. Hier werden weniger menschliche Autoren und Autorinnen gebraucht werden. Deutsche Firmen fangen schon jetzt damit an, erste Erfahrungen mit KI zu sammeln. Vor allem natürlich, um die Kosten zu senken. Ich vermute, dass hier mehr als ein Viertel der Jobs in ein paar Jahren nicht mehr existieren. Aber es wird ein neues Berufsfeld geben: des Profis, der viel Erfahrung in Dramaturgie und Kreation besitzt und der die KI professionell einsetzen kann. Diese Menschen werden nachgefragt sein und gute Aussichten haben. 

Auf der anderen Seite wird es ein großes Bedürfnis nach originellen und einzigartigen Stoffen geben. Sie müssen sich vom Mainstream abheben, und die Autorinnen können zwar KI als Unterstützung genutzt haben, doch schreiben sie mit eigener Handschrift. Dies sind dann Stoffe mit ungewöhnlichen Zugängen, seltenen Genres und radikalen Erzählungen.